Verbreitung und Habitatnutzung des Birkenspinners (Endromis versicolora, Linnaeus, 1758) in einem waldgeprägten Naturraum Baden-Württembergs (Lepidoptera, Endromididae)

Autor/innen

  • Gabriel Hermann
  • Thomas Bamann
  • Michael Zepf

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.169.2013.263-291

Schlagworte:

Birkenspinner, Anlocken männlicher Falter, Habitat, Gefährdung, Schutz, Waldbewirtschaftung

Abstract

In der vorliegenden Arbeit wird die derzeitige Verbreitung des Birkenspinners (Endromis versicolora) für den Naturraum „Schönbuch und Glemswald“ im zentralen Teil Baden-Württembergs dokumentiert. Praktizierte Methode war das Anlocken männlicher Falter mit Hilfe unbegatteter Zuchtweibchen. Untersucht wurden 73 verschiedene Gebiete. Art-Nachweise ließen sich in 47 Gebieten erbringen. Mit Ausnahme des Nordteils (Glemswald: 1 Nachweis) ist der Birkenspinner im Untersuchungsraum derzeit weit verbreitet und überwiegend mit hoher Stetigkeit in potenziellen Lebensräumen nachweisbar. Bei den meisten der ermittelten Vorkommensgebiete handelt es sich um birkenreiche Sukzessionswälder auf Sturmwurfflächen des Orkans „Lothar“ vom Dezember 1999. Regelmäßig wurden Männchen-Anflüge aber auch in erlenreichen Sumpf- und Bruchwäldern sowie an anderen Wuchsorten von Erlen nachgewiesen. Die Aussagekraft der angewandten Methode zur Beurteilung der Herkunft angelockter Männchen wird diskutiert. Obwohl direkte Aussagen zu Larvalhabitat und Wirtspflanzenspektrum nicht abgeleitet werden können, wird davon ausgegangen, dass sowohl die Birken-Sukzessionswälder als auch Erlenbestände zur Reproduktion der Art beitragen. Das weitgehende Fehlen des Birkenspinners in an sich sehr gut geeignet erscheinenden Wirtsgehölzbeständen des Glemswaldes wird als Ergebnis einer zu großen Distanz von Spenderpopulationen zum Zeitpunkt ihres Entstehens interpretiert. Abschließend werden Gefährdung und Schutz der Art diskutiert. Trotz momentan weiter Verbreitung werden die Bestände der Art als instabil und nicht nachhaltig gesichert eingestuft. Als problematisch wird insbesondere erachtet, dass ein Neuentstehen birkenreicher Sukzessionswälder im Schönbuch vor dem Hintergrund der waldbaulichen und forstlichen Praxis künftig kaum noch in größerem Umfang erwartet werden kann. Der Birkenspinner reiht sich damit unter weitere Arten ein, die eine in neuerer Zeit immer häufiger vorgetragene Forderung nach zumindest partiellem Abrücken vom derzeitigen Kahlschlagverbot und der Zulassung entsprechender Sukzessionsprozesse auf solchen Flächen begründen bzw. nahe legen.

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Veröffentlicht

2013-12-15