Algenfunde in Württemberg – Teil 2

Autor/innen

  • Hans Mattern

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.168.2012.103-191

Schlagworte:

Euglenophyta, Euglenophyceae

Abstract

Die durchweg mikroskopisch kleinen, zu allermeist freischwimmenden Flagellaten können vor allem in Tümpeln und Teichen in solchen Massen auftreten, dass sie als grüne, rote oder auch braune Wasserblüten bzw. Vegetationsfärbungen des Wassers optisch in Erscheinung treten. Sie fehlen aber auch in großen Süßgewässern und im Brackwasser nicht; seltener sind sie im Meer. „Augenflagellaten“ nennt man sie manchmal. Der charakteristische, lichtempfindliche Augenfleck fehlt allerdings bei vielen chlorophyllfreien Arten. Mehrere Gattungen zeichnen sich durch große Artenzahl aus, so Euglena, Phacus und vor allem Trachelomonas als die wohl bekanntesten. Huber-Pestalozzi schreibt über Trachelomonas: „Die Gattung ist außerordentlich formenreich … Von ihr sind über 200 Arten mit einer großen Zahl von Varietäten und Formen bekannt … Leider hat aber gerade diese Formenmannigfaltigkeit einer recht widrigen Spezies- und Varietätenfabrikation mächtigen Vorschub geleistet. Kleinste Abweichungen von einem 'Typus' sind oft mit besonderen Namen belegt worden...“ (Huber-Pestalozzi 1955: 245). (Eine Aussage, die auch für so manche andere Algengattung zutrifft!). Die Trachelomonas-Arten besitzen ein durch eingelagerte Eisen- und Manganverbindungen gelbes bis dunkelbraunes Gehäuse.

„Their cell structure and type of asexual reproduction prove their eubacterial origin” (Komarek & Anagnostidis 1998). Die üblicherweise „Blaualgen” genannte Organismengruppe gehört nicht zu den Algen. Sie wurde jedoch und wird bis heute bei gewässerbiologischen Untersuchungen gleichermaßen berücksichtigt wie Grünalgen, Kieselalgen usw. Daher sollen sie auch in unserer Zusammenstellung nicht fehlen.

Um ihren Aufbau kurz zu skizzieren sei Fott (Fott 1959: 13, gekürzt und verändert) zitiert: „Die Assimiliationsfarbstoffe sind nicht in Chromatophoren, sondern diffus in der äußeren Plasmaschicht eingelagert. Der Protoplast ist nicht in Zellkern und Cytoplasma unterteilt; das Centroplasma enthält außer Reservestoffen auch die Kernsubstanz.“

Der Name „Blaualge“ rührt von dem blauen Farbstoff Phycocyan her, der vielen eine bläulich-grünliche Farbe verleiht. Die Färbung kann jedoch recht verschiedenartig, z. B. auch dunkel, geradezu schwarz sein.

Die große ökologische Amplitude der Blaualgen als Ganzes und damit ihr Vorkommen an verschiedenartigsten Standorten charakterisieren Komárek und Anagnostidis auf S. 1 des genannten Werkes: „They are able to colonize all possible biotopes, including very extreme environments (thermal springs up to 80° C, rocks in extreme hot or cold deserts in both tropics and Antartica, hypersaline lakes and marshes, biotopes in volcanic regions and other harsh habitats).“ In
den Meeren treten sie allerdings sehr stark zurück.

Bei Massenansammlungen geben sich die Blaualgen dem bloßen Auge kund: Wasserblüten, auf der Wasseroberfläche treibende Fladen von Oscillatorien, die man „Krötenhäute“ genannt hat und die sich schon an ihrem eigentümlichen
Geruch erkennen lassen, Krusten an den Ufern von Seen, dunkelblaugrüne oder schwärzliche Überzüge auf Felsen u. a. m. Die Neugier breiterer Kreise wecken immer wieder die auf vegetationsarmer Erde, auf unbefestigten Feldwegen u.
dgl. lebenden, bei feuchter Witterung zu gallertigen, meist olivgrünen Fladen anschwellenden Kolonien von Nostoc commune.
Kirchner hat 1880 über hundert Arten von Blaualgen (unter der Bezeichnung Schizosporeae) verzeichnet, 1888 weitere etwa 25 Arten, jeweils mit einer stattlichen Zahl von Varietäten. In meiner Liste finden sich gegen 450 Arten. Ihre Anordnung folgt dem Alphabet.

Wie bei den bisher behandelten Algengruppen führe ich primär die vom Autor gebrauchte Bezeichnung an und füge gegebenenfalls die in der „Süßwasserflora von Mitteleuropa“ von J. Komárek u. K. Anagnostidis genannten Namen hinzu.
Von den drei vorgesehenen Bänden sind allerdings bis jetzt nur zwei erschienen. Der noch ausstehende dritte Band wird die Nostocales und die Stigonematales enthalten. Die Namen der Arten dieser Ordnung hat freundlicherweise Herr Dr.
Diedrich Backhaus (Münster in Westfalen) nach der „The on-line database of cyanobacterial genera“ (Komarek u. Hauer 2011) geprüft. Daraus sich ergebende  Änderungen wurden in der Liste unter dem Wort „neu“ verzeichnet. Außerdem
berücksichtigte er Elenkin (1938, 1949). Herrn Dr. Backhaus danke ich sehr herzlich für seine Hilfe. Unentbehrlich war die Bearbeitung der Cyanophyceen in Rabenhorsts Kryptogamenflora.

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Veröffentlicht

2012-12-15