Verbreitung und Bestandssituation der Kreuzotter (Vipera berus [Linnaeus 1758]) auf der Mittleren Schwäbischen Alb

Autor/innen

  • Wolfgang Lissak

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.166.2010.131-167

Schlagworte:

Reptilia: Sauria: Squamata: Viperidae, Kreuzotter Vipera berus, Schwäbische Alb, Baden-Württemberg, Habitate, Rückgangsursachen, Artenhilfsprogramm

Abstract

Die Schwäbische Alb gehört neben den höheren Lagen des Schwarzwaldes und den Moorgebieten Oberschwabens zu den Verbreitungsgebieten der Kreuzotter in Baden-Württemberg. Noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Kreuzotter in diesem Mittelgebirge weit verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet ist inzwischen stark fragmentiert. Auf der Mittleren Alb ist die Art zwischenzeitlich sehr selten geworden und in vielen ehemals besiedelten Gebieten völlig verschwunden.

Das obere Filstal beherbergt nach gegenwärtigem Kenntnisstand das einzige verbliebene Vorkommen am Nordrand der Mittleren Alb. Diese vermutlich isolierte Population wird seit 1995 im Rahmen eines Monitorings untersucht. Ziel der Untersuchungen ist, Erkenntnisse zur Bestandssituation und zum lokalen Verbreitungsgebiet zu gewinnen sowie Daten zur Populationsstruktur und Habitatwahl zu erheben.

Während früher normal gefärbte als auch melanistische Kreuzottern auf der Mittleren Alb gefunden wurden, liegt der Anteil melanistischer Tiere in der untersuchten Population heute bei weit über 90%. Es ist anzunehmen, dass sich melanistische Kreuzottern aufgrund mikroklimatischer Veränderungen infolge der Waldzunahme selektiv durchgesetzt haben.

Neben der intensiven Verfolgung im 19. und frühen 20. Jahrhundert spricht vieles dafür, dass vor allem landschaftliche Veränderungen zum Niedergang der Kreuzotter auf der Alb beigetragen haben. So dürfte die Zunahme des Waldes und Verdichtung und Verdunklung der Waldbestände sowie die Nutzungsaufgabe und die Intensivierung extensiv genutzter Landschaftselemente zum Verlust von Kreuzotterlebensräumen und langfristig zur Zersplitterung des Areals geführt haben. Weitere potenzielle Ursachen, wie klimatische Faktoren oder Nahrungsmangel werden diskutiert. Aufgrund des großflächigen Rückgangs muss die Kreuzotter für die Schwäbische Alb als vom Aussterben bedroht eingestuft werden.

Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme bilden die ökologischen Grundlagen für ein Artenhilfsprogramm für diese hochgradig gefährdete Population der Kreuzotter im oberen Filstal auf der Mittleren Schwäbischen Alb.

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Veröffentlicht

2010-12-15