Der Reußenberg in Hohenlohe

Naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Entwicklung seiner Karsthohlformen sowie zur Wald- und Besiedlungsgeschichte seiner Umgebung

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DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.162.2006.151-227

Schlagworte:

Hohenlohe, Reußenberg, Häspelemoor, Moor am Ungeheuerbächle, Lachen, Flora, Vegetationsgeschichte, Besiedlungsgeschichte

Abstract

Naturwissenschaftliche Untersuchungen (Aufnahme der Flora, Wasseranalysen, Radiocarbondatierungen, Sedimentuntersuchungen, Pollenanalysen) vor allem im Häspelemoor und im Moor am Ungeheuerbächle/Reußenberg in Hohenlohe erbrachten unter anderem folgende Ergebnisse:

Die heutige Vegetation
Während das Häspelemoor von einer Nasswiese mit Großseggen eingenommen wird, herrscht im Moor am Ungeheuerbächle ein Steifseggenried vor.  Die Lachen und Fischteiche weisen in Abhängigkeit vom Verlandungszustand eine unterschiedliche, für Hohenlohe oft außergewöhnliche Flora auf. Insbesondere die Schwarze Lache zeichnet sich durch Arten der Zwischenmoore aus.

Die nacheiszeitliche Waldgeschichte
Die im frühen Boreal noch lichten Kiefern-Birken-Bestände wurden im Laufe dieser Chronozone durch Eichen und einige Edellaubhölzer verdrängt. Gleichzeitig bildete damals die Hasel eine zunehmend dichter werdende Strauchschicht aus. Im darauf folgenden Atlantikum prägten die so genannten Eichenmischwaldarten mit der Hasel im Unterwuchs die Landschaft. Zur Ausbreitung der Buche kam es dann im Subboreal auf Kosten der Edellaubhölzer und der Hasel. Im Subatlantikum änderte sich nochmals das Vegetationsbild aufgrund der menschlichen Siedeltätigkeit. Darunter litten die Laubgehölze, während die Nadelgehölze indirekt und direkt gefördert wurden.

Die Entwicklungen in den Karsthohlformen
Um 7450 v. Chr. bildete sich die Geländewanne, die heutzutage vom Häspelemoor eingenommen wird. Bald breiteten sich hier Röhrichte und Nasswiesen aus. Aus ihnen entwickelte sich ein an Hochmoore erinnerndes Zwischenmoor. Seine außergewöhnliche Flora war über viele Jahrtausende hinweg für das Häspelemoor kennzeichnend. Erst durch die Siedeltätigkeit des Menschen wurde in den letzten Jahrhunderten diese Vegetation vernichtet.  Die um 7050 v. Chr. entstandene Karstwanne, die jetzt das Moor am Ungeheuerbächle einnimmt, bildete anfangs eine Lache. Der Uferbereich wurde von Seggenrieden und anmoorigen Nasswiesen eingenommen. Dann kam es zu einer Schwingrasenverlandung, so dass sich auch hier eine an Hochmoore erinnernde Flora und Fauna einstellen konnte. Um 4200 v. Chr. änderten sich die Verhältnisse: Ein Erlenbruch prägte seit dieser Zeit das Bild. Nachdem wohl im 17. Jahrhundert die Bäume gerodet worden waren, stellte sich als Ersatzgesellschaft ein Seggenried ein. Schließlich zeigen die Aufzeichnungen der letzten einhundert Jahre, in welchem Umfang sich die Vegetation in und an den Lachen verändert hat. Teils liegt dies an der weiter schreitenden Verkarstung, teils an natürlichen Sukzessionen, teils an menschlichen Eingriffen. Sie alle führten dazu, dass manche Besonderheit im 20. Jahrhundert am Reußenberg verschwand, während andere neu auftauchten.

Besiedlungsgeschichte
Bis zum Mittelalter erkennt man im subfossilen Pollen nur Spuren von entfernt gelegenen Siedlungen. Dann rückten die Rodungen schrittweise dem Reußenberg immer näher. Seither sind Ackerbau und Viehhaltung aus seiner Umgebung belegt. Der Wald verlor vor allem ab der frühen Neuzeit durch Rodungen der Laubgehölze (Eichen, Hainbuchen, Buchen) viel von seinem natürlichen Aussehen, zumal auf den Blößen Kiefern und Fichten aufkamen. Diese Nadelgehölze wurden im 19. und 20. Jahrhundert zusätzlich künstlich eingebracht.

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Veröffentlicht

2006-12-15