Staatenbildende Wespen und Hummeln (Hymenoptera) in Baden-Württembergs Wäldern und ihre langfristige Entwicklung 1954–1996

Aus dem Ökologischen Lehrrevier der Forstverwaltung Baden-Württemberg

Autor/innen

  • Wulf Gatter

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.162.2006.243-260

Schlagworte:

Wespen, Hornisse, DDT, Populationsdynamik, Langzeitstudie, Forstwirtschaft, Siebenschläfer

Abstract

Soziale staatenbildende Insekten, insbesondere Wespen und Hornissen haben während der Verwendung giftiger chlorierter Kohlenwasserstoffe 1950 bis 1970 und selbst noch nach deren Verbot in den Wäldern SW-Deutschlands stark abgenommen. Dies zeigen die Ergebnisse aus über zwei Millionen Nistkästen, die zwischen 1954 bis 1996 jeweils im Herbst durch Angehörige der Forstverwaltung kontrolliert wurden.

Erst nach Mitte der 1970er Jahre haben die Bestände der häufigsten Arten, der Sächsischen Wespe Dolichovespula saxonica und der Hornisse Vespa crabro, begonnen, sich wieder zu erholen. Mit einer 1993 begonnenen neuen Methode des Nistkasten-Monitorings der baden-württembergischen Forstverwaltung, die eine Brutzeit- und eine Herbstkontrolle umfasst, bot sich erstmals die Möglichkeit, an einem großen Datenmaterial Vergleiche zwischen Brutversuchen (Staatengründungen) im Frühjahr und dem Prozentsatz erfolgreicher Völker im Herbst zu ziehen.

Zunächst ist die Zahl verfügbarer Königinnen nach der Überwinterung kein begrenzender Faktor für die Populationen, wohl aber das begrenzte Brutraumangebot.

Die wohl im Rahmen der Hochwaldwirtschaft durch bessere Ernährungsbedingungen zunehmenden Kleiber-, Meisen- und Kleinsäugerbestände Gatter (2000, 2004) sind heute mit verantwortlich, dass die Möglichkeit, freie Höhlen zu besetzen, für Vespiden und alle anderen Baumhöhlenbewohner sinkt.

Erfolgreiche Bruten der Wespenarten (Hornisse Vespa crabro und besonders auch der Sächsischen Wespe Dolichovespula saxonica) gehen trotz günstiger klimatischer Bedingungen derzeit wieder zurück.

Die in Baumhöhlen und Nistkästen stark zunehmenden Siebenschläfer Myoxus glis haben besonders effektive Methoden, in kühlen Nächten und während Schlechtwetterperioden mit Temperaturrückgang Königinnen zu erbeuten oder die noch individuenschwachen jungen Staaten auszuräumen.

Innerhalb des heutigen Konkurrenz- und Prädationsgefüges der Wälder sind sie wohl in vielen Regionen dafür verantwortlich, dass die Bestände der sozialen Wespen in ihrer weiteren Populationsentwicklung beschränkt werden.

Neben dem Einfluss der Kleinsäuger zeigt sich, dass innerhalb der prozentualen Anteile der sozialen Wespenarten die Hornissen zu Lasten der kleineren Wespenarten zunehmen. Besonders im Bereich der Forstdirektion Stuttgart, also dem nördlichen Württemberg, dominieren die Hornissen inzwischen anteilmäßig die Wespen.

Kurz erwähnt werden die meist nur einjährigen Besetzungen domestizierter Honigbienen in großen Nistkästen.

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Veröffentlicht

2006-12-15