Zur Altersstellung der Homo-Funde aus der Vogelherd-Höhle bei Stetten ob Lontal (Schwäbische Alb)
DOI:
https://doi.org/10.26251/jhgfn.161.2005.005-043Schlagworte:
Oberes Pleistozän, Jungpaläolithikum, Aurignacien-Kultur, Prähistorische Kunst, Fossile Homo-Funde, Homo sapiens, Höhlenablagerungen, Radiokarbon-Datierung, SW-Deutschland, Schwäbische Alb, Lonetal, Vogelherd-HöhleAbstract
Bei der Ausgrabung der Höhle im Vogelherd kamen 1931 außer einer Vielzahl von Lebensspuren auch einige wenige Lebensreste vorzeitlicher Menschen zutage. Unter diesen besitzt der vor dem Südwest-Eingang am Grund des Aurignacien-Horizontes V aufgedeckte Schädel Stetten 1, das Neurocranium eines Homo sapiens, besondere Bedeutung; denn zum einen läßt sich sein Alter durch ein Dutzend 14C-Daten – gewonnen aus Proben der dem nämlichen Horizont entnommenen Großsäuger-Knochen – mit ungefähr 30 000 Jahren angeben und damit ein Zeitansatz für das Auftreten des Homo sapiens im europäischen Raum gewinnen, zum anderen erweist sich der Fund als Leichenrest eines Zeitgenossen jener begnadeten Künstler, die mit ihren aus Elfenbein geschnitzten Skulpturen einzigartige Zeugnisse frühen Kunstschaffens hinterlassen haben.
Diesen wohlbegründeten Aussagen vermeint neuerdings Nicholas J. Conard mit dem Ergebnis einer von ihm initiierten 14C-Datierung des Schädels Stetten 1 und der weiteren fossilen Homo-Funde aus der Vogelherd-Höhle kurzerhand widersprechen zu können, die nunmehr allesamt bei einem angesetzten Alter zwischen 3 900 und 5 000 Jahren von neolithischen Bestattungen zeugen sollen. Solchem zwar aufsehenerregenden, doch fragwürdigen und unbedachten Vorgehen stehen einerseits die ausführlichen Grabungsberichte Gustav Rieks von unbestreitbar hohem dokumentarischen Wert gegenüber, andererseits gerät die im Sommer 2004 in dem meinungsbildenden Londoner Journal „Nature“ publizierte Altersbestimmung angesichts offenkundiger Mängel bei der Durchführung wie auch bei der Wiedergabe ins wissenschaftliche Abseits.
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2005 Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell 4.0 International.