Die Wiederkehr der Dohlen in Tübingen: Ihre Verhaltensweisen und ihre Bruterfolge
DOI:
https://doi.org/10.26251/jhgfn.161.2005.267-305Schlagworte:
Corvus monedula, Dohle, TübingenAbstract
Im 19. Jahrhundert waren viele Städte und Dörfer entlang des Neckartals von Rottweil bis Nürtingen von Dohlen besiedelt. Da die Populationen meist an alte Gemäuer gebunden waren, verschwanden sie bei deren Sanierungen. Mit einem Hilfsprogramm des Vereins zur Erhaltung bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume e.V. (VEbTiL) in Tübingen gelang es seit 1997 durch Anbringung von künstlichen Nisthilfen zunächst in den Bäumen der Platanenallee wieder eine Dohlenkolonie aufzubauen. Im Jahr 2004 brüteten um die 76–82 Brutpaare im Stadtbereich erfolgreich, 2003 waren es ca. 57–59 Brutpaare.
Seit Winter 2002 werden die Gebiete ihrer Nahrungsaufnahme erfasst. Es wurde erkannt, welche Bedeutung der Saiben westlich des Regierungspräsidiums (Tübingen-Derendingen) vom Herbst bis Frühjahr für diese Population hat. Bis in den Frühling 2003 waren dort täglich Trupps von 50 Tieren (die halbe Kolonie gleichzeitig!) auf der Suche nach Nahrung. Während der Brutzeit sind die westlich davon gelegenen frisch gemähten Weilheimer Wiesen der Hauptnahrungsplatz.
Auf dem Schloss Hohentübingen wurden 2003 drei, 2004 keine Bruten beobachtet. In der Südstadt konnte trotz direkter Verfolgung durch den Menschen die Dohlenpopulation wachsen. In der Altstadt konnte im Jahr 2003 nur eine, 2004 zwei Bruten festgestellt werden.
Es gilt weitere traditionelle Dohlenplätze vor allem in der Südstadt und in der Umgebung (neckarabwärts) wieder zu besetzen und die Hauptnahrungsplätze Saiben und Neckarwiesen bei Weilheim vor der geplanten Bebauung zu bewahren.
Nach Ausflug der Jungen verlassen die Dohlen mit ihren Jungen Tübingen so heimlich, dass es mir bis zur Abgabe des Artikels nicht gelang, ihren Abflug oder gar ihre Flugroute zu verfolgen. Von Juli bis Mitte August gibt es hier keine Dohlen. Dann tauchen sie wieder auf, erleben die Herbstbalz in der Platanenallee und sind dann auf dem Saiben, den Weilheimer Wiesen und im Ammertal, ihren Hauptnahrungsplätzen, zu sehen.
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