Neubewertung der Ammonitenfauna der Posidonienschiefer- Formation (Unterjura, Toarcium) von Baden-Württemberg, Südwestdeutschland

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DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.177.2021.265-347

Schlagworte:

Ammoniten, Unteres Toarcium, Posidonienschiefer-Formation, Taxonomie, Morphologie, Biochronologie

Abstract

Die monographische Bearbeitung der Ammonitenfauna der Posidonienschiefer-Formation (Unteres Toarcium) von Baden-Württemberg (Südwestdeutschland) durch Riegraf et al. (1984) wird einer kritischen Neubewertung unterzogen. Phylloceraten sind mit zwei Gattungen, Phylloceras und Calliphylloceras, Lytoceraten mit vier Gattungen, Lytoceras, Lobolytoceras, Alocolytoceras und Trachylytoceras vertreten. Ammonites ceratophagus Quenstedt, 1856 ist ein nomen dubium. Die Wahl eines Lectotypus aus viel später beschriebenem Material durch Riegraf et al. (1984) ist nomenklatorisch ungültig. Die Art entspricht Lytoceras crenatum (Buckman, 1926) und ist dementsprechend zu bezeichnen. „Lytoceras trautscholdi“ hat nichts mit Alocolytoceras trautscholdi (Oppel, 1862) aus dem Obertoarcium zu tun. Es handelt sich um ein frühes Alocolytoceras aus der Verwandtschaft von A. dorcadis, ebenso wie das vermutlich artgleiche „Lytoceras cf. dorcadis“. Dactylioceratiden finden sich mit sieben Gattungen: Dactylioceras, Nodicoeloceras, Catacoeloceras, Peronoceras, Porpoceras, Mucrodactylites und Kedonoceras. Der einzige Nachweis der Gattung Zugodactylites ist sehr wahrscheinlich eine Fehlbestimmung aufgrund diagenetischer Artefakte und muss gestrichen werden. Die Gattung Nodicoeloceras ist sehr selten, definitiv nachweisbar sind derzeit nur die Arten N. crassoides und N. dayi. Das als Catacoeloceras marioni beschriebene Material gehört zu Mucrodactylites clapierensis. Die als Catacoeloceras engeli beschriebenen Exemplare sind Vertreter von C. jordani. Hildoceratiden sind mit Hildoceras, Hildaites, Tiltoniceras, Eleganticeras, Cleviceras, Harpoceras, Maconiceras, Pseudolioceras, Osperleioceras, Orthildaites und Mercaticeras vertreten. Ein Harpoceras sublanatum zugeordnetes Exemplar stellt den Erstnachweis von Maconiceras soloniacense aus Südwestdeutschland dar. Sein spätes Vorkommen (angeblich aus der Crassum-Subzone) ist auffallend. Die Gattung Maconiceras Buckman, 1926 wird aufgrund der deutlich unterschiedlichen Innenwindungen der Mikro- und Makroconche im Vergleich zu Harpoceras als valide betrachtet. Die Gattung Brodieia ist aus der Posidonienschiefer-Formation nicht nachgewiesen. Das spärliche und unzureichend erhaltene Material wird cf. Hildoceras sp. zugeordnet. Die seltenen Stücke von Orthildaites unterscheiden sich klar von französischen und britischen Vertretern der Gattung und gehören zu der aus Ungarn beschriebenen Art O. becaudi. Die beiden Exemplare von Pseudolioceras leptophyllum gehören sicher nicht zu dieser Art (vermutlich ein jüngeres Synonym von P. lythense). Ihr hohes stratigraphisches Alter macht eine Zuordnung zu Pseudolioceras schwierig, obschon große morphologische Übereinstimmung besteht. Sicher gehören sie nicht zu Cleviceras elegans, wie von Howarth (1992) vorgeschlagen und werden hier als aff. Pseudolioceras sp. angesprochen. Pseudolioceras compactile ist nicht nachweisbar. Die so bestimmten, schlecht erhaltenen Stücke sind artlich unbestimmbare Exemplare von Osperleioceras sp. Ein als Mercaticeras sp. bestimmtes Exemplar ist in seiner Deutung ganz unsicher. Möglicherweise gehört es in die Verwandtschaft von Pseudolioceras. Der Einzelfund von Mercaticeras cf. mercati gehört aus morphologischen und stratigraphischen Gründen nicht zu dieser Art. Allerdings liegt wohl tatsächlich ein Mercaticeras aus der Verwandtschaft von M. umbilicatum vor. Der Nachweis von Mercaticeras dilatum ist zu streichen; das spärliche Material dürfte zu einem frühen hammatoceratiden Ammoniten gehören und in diesem Fall den ältesten Nachweis dieser Familie aus dem Schwäbischen Jura darstellen. Bei den als Phymatoceras cf. escheri beschriebenen Stücken aus der unteren Bifrons-Zone handelt es sich um frühe Vertreter der Phymatoceraten-Gattung Furloceras. Sie werden bis zu einer detaillierten Revision als Furloceras sp. neu bestimmt.

Veröffentlicht

2021-12-15