Der Haftapparat von Sida crystallina O.F. Müller (Crustacea, Ctenopoda) – eine singuläre Konstruktion im Tierreich

Autor/innen

  • Hans Günzl

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.178.2022.429-441

Schlagworte:

Haftvorrichtungen, temporäre Sessilität, aquatische Makrophyten, Phytoplankton, Periphyton, Räuber-Beute-System, Cladocera, Sida crystallina

Abstract

Sida crystallina lebt vorwiegend sessil an Schwimm- und Tauchblattpflanzen. Zur Befestigung an den Blättern und Stängeln dienen dieser Art drei Haftorgane auf der Rückseite des Kopfes. Jedes dieser Organe enthält eine große Zahl an Fäden, die distal einen Klebanker tragen und basal über eine Trennvorrichtung mit der Epicuticula verbunden sind. Bei einem Ortswechsel verbleiben die benützten Anker und Ankerfäden am Substrat. Die Haftorgane sind Bildungen der Endocuticula und werden bei jeder Häutung ersetzt. Dadurch steht dem Tier immer ein ausreichend großer Vorrat an Ankern zur Verfügung. Der Vorteil der komplizierten Struktur der Haftorgane wird im hohen Feinddruck durch Jungfische im Lebensraum von S. crystallina gesehen. Einerseits erschwert die sehr feste Verankerung der Tiere am Substrat ihre Erbeutung, andererseits aber erlauben die Trennvorrichtungen eine leichte Ablösung vom Substrat, um einen neuen Ankerplatz oder frei schwimmend Nahrung zu suchen.

Veröffentlicht

2022-12-15