Rentierflechten in Baden-Württemberg
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https://doi.org/10.26251/jhgfn.179.2023.061-097Schlagworte:
Rentierflechten, Verbreitung, Häufigkeit, Ökologie, Pflanzengesellschaften, Gefährdung, NaturschutzAbstract
Rentierflechten zählen zu den bekanntesten Flechten überhaupt. Sie sind die einzigen FFH-Arten in dieser Organismengruppe. Bestandszahlen, -größen und -veränderungen sind daher von besonderem Interesse. In Baden-Württemberg kommen 7 Arten dieser Cladonia-Untergattung vor. Zwischen 1980 und 2023 wurden an 191 Lokalitäten 393 Populationen von Rentierflechtenarten in Baden-Württemberg gefunden. Mit Abstand sind Cladonia arbuscula und C. rangiferina die häufigsten Arten (mit rund 140 Nachweisen), gefolgt von C. portentosa (65) und C. ciliata (26). Sehr selten sind C. stygia und die Alpen-Rentierflechte C. stellaris (je 4 Nachweise). Von letzterer sind zwei der vier beobachteten Vorkommen erloschen, ein drittes erscheint nicht überlebensfähig. Große Einbußen sind auch bei Cladonia portentosa festzustellen. Im Schwäbisch-Fränkischen Wald ist diese Flechte am Aussterben. Alle Arten sind im Schwarzwald am stärksten vertreten. Gefährdet erscheinen alle Vorkommen außerhalb der Naturräume Schwarzwald und Odenwald. Als bedeutendste Ursache des allgemeinen Rückgangs von Rentierflechten wird die Meliorierung von Magerrasen und die Eutrophierung aus der Luft angesehen, die auch für Habitate im Wald relevant ist. Lokal ist Ziegenbeweidung schädlich. Die Rentierflechten sind häufig Bestandteil von Pflanzengesellschaften; eine enge Anbindung an bestimmte Gesellschaften ist im Land außer bei Cladonia stygia nicht erkennbar.
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