In welchem Abschnitt des Eiszeitalters lebte der Steinheimer Urmensch?

Autor/innen

  • Gert Bloos

DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.179.2023.099-152

Schlagworte:

Mittelpleistozän, Neckar-Region, Saale-Unstrut-Region, Bilzingsleben, Ummendorf, Edderitz, Wallendorf, Swanscombe, Corbicula

Abstract

Aus der in Steinheim überlieferten Wechselfolge von Kalt- und Warmzeiten ergibt sich für die Zeit des Steinheimer Urmenschen („Homo steinheimensis Berckhemer 1936“ der Literatur) das Klima-Stadium MIS 9, die zweite Warmzeit nach der drittletzten (Hoßkirch/Elster-) Kaltzeit (MIS 12). Zur Absicherung dafür, dass es in dieser Abfolge keine Schichtlücke im Umfang einer Warm- oder Kaltzeit gibt, wurden Vergleiche mit der Klimaabfolge in weiteren Regionen gezogen.
Im benachbarten Neckartal zeigte sich, dass die Holstein-Warmzeit (MIS 11) älter ist als die Ausräumung der Elster-zeitlichen Terrasse, die während der initialen Phase der Fuhne-Kaltzeit (MIS 10) erfolgt ist. Der warmzeitliche Schotter mit dem Steinheimer Urmenschen wurde dagegen erst nach der Ausräumung der Elster-zeitlichen Terrasse sedimentiert, was MIS 9 bestätigt.
Nicht nur in Steinheim, sondern auch in der Saale-Unstrut-Region (Thüringen und Sachsen-Anhalt) kommt der Steinheimer Steppenelefant (Mammuthus trogontherii fraasi) vor, und zwar im Klima-Stadium MIS 8, somit wie in der Steinheimer Klimaabfolge. Auch dies bestätigt das unmittelbar vorausgehende MIS 9-Alter des Steinheimer Urmenschen. Damit beruht dessen stratigraphische Stellung auf unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Kriterien. Das Ergebnis, MIS 9, entspricht nach der MIS-Skala einem Altersbereich zwischen 337.000 und 300.000 Jahren. Das Alter des Schädels wird hier aufgrund unterschiedlicher Überlegungen zwischen 320.000 und 330.000 Jahren geschätzt.

Veröffentlicht

2023-12-15