Vorkommen und Verbreitung der Zieralgen (Desmidiales und Mesotaeniaceae) in Baden-Württemberg
DOI:
https://doi.org/10.26251/jhgfn.180.2024.121-211Schlagworte:
Desmidiales, Mesotaeniaceae, Taxazahlen, Fließgewässer, Moore, Wasserrahmen-Richtlinie, Monitoring, Gefährdung, Rote ListeAbstract
Alle verfügbaren Daten zum Vorkommen von Zieralgen in Baden-Württemberg wurden unter Verwendung von Fundlisten aus Originalarbeiten und Übersichten, in geringerem Ausmaß aus eigenen Aufsammlungen und Monitoring-Programmen zusammengestellt. Vorrangiges Ziel war es, einen Beitrag zur Neufassung der Roten Liste der Zieralgen Deutschlands zu leisten und eine Übersicht über die regionale Verbreitung und Häufigkeit der Zieralgen zu erhalten. Hierzu wurden die Namen einem taxonomischen Abgleich unterzogen und an die gültige Nomenklatur angepasst.
Die wissenschaftliche Erfassung der Zieralgen beginnt mit der Publikation von Fundlisten sowohl in Baden als auch in Württemberg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und endet weitgehend gegen Mitte der 1960er Jahre. Bevorzugt untersucht wurden Moore und stehende Gewässer, zu denen nach 2010 Funde aus dem WRRL-Monitoring für Fließgewässer kommen.
Insgesamt wurden 650 Taxa aus 457 Arten gefunden. Unter diesen sind 158 Taxa, meist Varietäten und Formen, die nicht in der Rote Liste der Zieralgen Deutschlands vertreten sind. Hinzu kommt eine Reihe von Funden, die sich gültigen Namen nicht zuordnen lassen. Für die gut untersuchten Moore Baden-Württembergs werden zwischen 35 und 155 Taxa angegeben; weit geringer sind die im WRRL-Monitoring gefundenen Taxazahlen in Fließgewässern mit maximal 12 Taxa pro Probestelle. In Fließgewässern liegt auch der Verbreitungsschwerpunkt der am häufigsten gefundenen, meist eutraphenten Zieralgen.
Fast die Hälfte der in Baden-Württemberg gefundenen Taxa ist nur von einer oder zwei Fundstellen bekannt. Die Zahl der Taxa mit mehr als 100 Nachweisen ist dagegen geringer als 1 %. Unter den zehn Taxa mit den meisten Nachweisen gehören sieben Taxa der Gattung Closterium an.
Von den 488 in der Roten Liste der Zieralgen Deutschlands aufgeführten baden-württembergischen Taxa gelten bundesweit 62 % als gefährdet und nur 13 % als ungefährdet. Für die große Mehrzahl der restlichen Taxa ist die Datenlage für eine Einstufung unzureichend.
Die Erstellung einer Roten Liste ist für Baden-Württemberg derzeit nicht möglich, da alle umfangreicheren Untersuchungen in den von Zieralgen bevorzugten Lebensräumen vor 1965 durchgeführt wurden.
Um eine Vorstellung über die heutige Verbreitung und Gefährdung dieser artenreichen Organismengruppe in Baden-Württemberg zu gewinnen, werden erneute Bestandsaufnahmen in einigen Mooren vorgeschlagen, die vor 100 Jahren gut untersucht wurden und seither eine unterschiedlich intensive Degradation erfuhren.
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2025 Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell 4.0 International.