Neue Dactylioceratiden (Cephalopoda, Ammonitina) aus dem untersten Toarcium (Tenuicostatum-Zone) von Baden-Württemberg, Südwestdeutschland und ihre biochronologische Bedeutung

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DOI:

https://doi.org/10.26251/jhgfn.174.2018.143-172

Schlagworte:

Toarcium, Tenuicostatum-Zone, Ammoniten, Dactylioceratidae, Posidonienschiefer-Formation, Stratigraphie, Taxonomie.

Abstract

Aus dem untersten Toarcium (untere Posidonienschiefer-Formation, Tenuicostatum-Zone) von Baden-Württemberg werden eine Reihe neuer Dactylioceratiden-Funde beschrieben. Dactylioceras (Orthodactylites) wunnenbergi Hoffmann, 1968 (bislang meist als D. (O.) clevelandicum Howarth, 1973 geführt) wird erstmalig anhand eines Exemplars aus den Unteren Aschgrauen Mergeln aus der Posidonienschiefer-Formation von Baden-Württemberg nachgewiesen. Dactylioceras (Orthodactylites) ernsti Lehmann, 1968, bislang vor allem aus Nordwestdeutschland bekannt, wird erstmals aus den Oberen Fukoidenschiefern belegt und ebenfalls erstmalig in der südwestdeutschen Posidonienschiefer-Formation nachgewiesen. D. (O.) crosbeyi (Simpson, 1855), zuvor nur aus tieferen Horizonten bekannt, wird erstmalig aus dem Fleins (obere Tenuicostatum-Zone, Semicelatum-Subzone, Antiquum-Horizont) beschrieben, was im Vergleich zur biostratigraphischen Standardzonierung in Yorkshire (Großbritannien) eine biostratigraphische Anomalie darstellt. Ein unvollständiger, aber sehr gut erhaltener Dactylioceratide aus den Oberen Fukoidenschiefern ist nicht vom Paratypus der wenig bekannten Art D. (O.) crassifactum (Simpson, 1855) zu unterscheiden. Er wird daher mit Vorbehalt als D. (O.) cf. crassifactum (Simpson, 1855) bestimmt, stellt ebenfalls den ersten Nachweis dieses Taxons aus Baden-Württemberg dar und liefert zusammen mit zeitgleichen und morphologisch vergleichbaren Belegen aus Frankreich einen wichtigen Hinweis auf die tatsächliche stratigraphische Stellung dieser kaum bekannten und oft missverstandenen Art.

Ein Exemplar aus dem unteren Abschnitt der Unteren Schiefer (höchste Tenuicostatum-Zone, Semicelatum-Subzone, Antiquum-Horizont) wird zur Gattung Kedonoceras Dagis, 1968, genauer K. cf. compactum Dagis, 1968 gestellt. Es ist der erste Nachweis dieser Gattung aus dem südwestdeutschen Unterjura.

Durch ein schlecht erhaltenes, aber diagnostisches Stück aus den vermutlich Unteren Aschgrauen Mergeln ist auch das Zonenleitfossil Dactylioceras (O.) tenuicostatum (Young & Bird, 1822) erstmals aus dem südwestdeutschen Unterjura belegt.

Die biochronologische Bedeutung dieser und früherer Dactylioceratiden-Funde, sowie weiterer Ammoniten-Taxa aus der unteren Posidonienschiefer-Formation Baden-Württembergs, wird diskutiert. Es finden sich Hinweise auf das Vorhandensein sämtlicher Biohorizonte der nordwesteuropäischen Standardzonierung: Paltum-, Crosbeyi-, Wunnenbergi- („Clevelandicum”), Tenuicostatum-, Semicelatum- und Antiquum-Horizont. Der Paltum-Horizont schließt offenbar Sedimente ein, die traditionsgemäß dem obersten Pliensbachium zugeordnet werden (Top der Amaltheenton-Formation), was durch Funde von Dactylioceratiden der Gattung Eodactylites aus diesem Bereich belegt ist.

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Veröffentlicht

2018-12-15